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Erbe von Wolfram Setz

Im August 2023 verstarb Dr. Wolfram Setz, der die hms in seinem Nachlass großzügig bedacht hat. Wolfram Setz hat 2006 den Karl-Heinrich-Ulrichs-Fonds innerhalb der hms begründet. Aus diesem Fonds sind bislang fast 40 Projekte gefördert worden.


Wolfram Setz
Wolfram Setz im Waldschlösschen, 1992
Foto: Detlef Grumbach

Nachruf der hms

Im August 2023 verstarb Dr. Wolfram Setz, der die hms in seinem Nachlass großzügig bedachte. Setz, geboren 1941, war promovierter Historiker und u.a. Herausgeber der „Bibliothek rosa Winkel“. Er galt als Wieder­entdecker Karl Heinrich Ulrichs, der im 19. Jahrhundert für die rechtliche Gleichstellung von Homo­sexuellen eintrat und sogar damals schon die Ehe zwischen Männern propagierte.

Schon zu Lebzeiten hatte Wolfram Setz die hms immer wieder finanziell gefördert und 2006 den Karl-Heinrich-Ulrichs-Fonds (KHU-Fonds) innerhalb der hms begründet. Der Schwerpunkt des KHU-Fonds liegt auf der Erforschung, Dokumentation und Darstellung der Geschichte der Homosexuellen. Aus diesem Fonds wurden bislang fast 40 wissen­schaftliche Veröffentlichun­gen (vor allem durch Druckkostenzuschüsse) sowie Archivbesuche gefördert. Wir freuen uns und sind W. Setz dankbar, dies auch nach seinem Tod (mit einem noch größeren Budget) fortführen zu können, da Forschung aus dem LSBTIQ*-Bereich nach wie vor häufig nicht die Anerkennung erhält, die ihr gebührt.

Wolfram Setz gebührt Dank für seine Verdienste um das Vermächtnis Karl Heinrich Ulrichs. Die hms wird im Rahmen des KHU-Fonds weiterhin kritisch-emanzipatorische Wissenschaft im LSBTIQ*-Bereich fördern.

Setz war jahrzehntelang in verschiedenen Organisationen der Schwulenbewegung aktiv. In den 1970er/1980er Jahren, teilweise bis hin in die 1990er Jahre, zeigten sich bestimmte Strömungen der Schwulenbewegung solidarisch mit Pädophilen in ihrem Einsatz gegen strafrechtliche Verfolgung und für Entkriminalisierung von sexuellen Handlungen zwischen Kindern und Erwachsenen. Wolfram Setz unterstützte derartige Bestrebungen immer wieder, beispielsweise im Rahmen seines Engagements im Bundesverband Homosexualität (BVH), und sogar noch 2017, wie das forum homosexualität münchen berichtete.
Die Hannchen-Mehrzweck-Stiftung lehnt solche Vorhaben und Positionierungen entschieden ab. Wir unterstützen (auch aktiv) die kritische Aufarbeitung dieses Teils der schwulen Bewegungsgeschichte.

Beirat und Vorstand der hms, Oktober 2023, aktualisiert Januar 2024


 

Nachruf von Klaus Müller

Wolfram Setz
Wolfram Setz im Juni 1994 bei einem Vortrag über Karl Heinrich Ulrichs im Göttinger Schwulenzentrum
Foto: Kai Grüber

Wolfram Setz ist am 14. August 2023 gestorben.

Er war mit einer größeren Zustiftung Begründer des Karl-Heinrich-Ulrichs-Fonds innerhalb der Hannchen-Mehrzweck Stiftung.

Dieser Themenfonds wurde 2006 durch ihn eingerichtet. Der Förderschwerpunkt liegt in der Erforschung, Dokumentation und Darstellung der Geschichte der Homosexuellen. Inzwischen ist das Vermögen dieses Fonds auf über 40.000 € angewachsen. Bis heute konnten dadurch 37 Projekte gefördert werden. Durch Wolframs Erbe werden sich die Fördermöglichkeiten weiter erhöhen.

Für Wolfram war es ein besonderes Anliegen, dass die Bücher aus seiner „Bibliothek rosa Winkel“ mit dem Aufdruck „Gedruckt mit Unterstützung des Karl-Heinrich-Ulrichs-Fonds der Hannchen-Mehrzweck-Stiftung“ erscheinen konnten. Auf diese Weise unterstützte er wiederum auch die hms. Die Weiterentwicklung der Stiftung lag ihm – nicht zuletzt hervorgerufen durch seine Bekanntschaft mit dem Gründer der hms, Andreas Meyer Hanno – immer am Herzen.

Wolframs Verdienste um die Person Karl Heinrich Ulrichs sind schon an verschiedenen Stellen gewürdigt worden. Mitte der 90er Jahre hatte ich ihn einmal zu einer Veranstaltung über Karl Heinrich Ulrichs in das Göttinger Schwulenzentrum eingeladen. Dabei brachte er uns diese wichtige Person der Homosexuellenbewegung, die einst in Göttingen studiert hatte, mit einem engagierten Vortrag näher. Daraufhin gründeten wir einen Arbeitskreis, um in Göttingen eine Gedenktafel für Karl Heinrich Ulrichs anzubringen. Nach einigen Mühen gelang uns dies Anfang 1997; es war die erste öffentliche Würdigung für Ulrichs.

Kennengelernt hatte ich Wolfgang Setz Mitte der 80er Jahre im Waldschlösschen – in einer der regelmäßigen Mitgliederversammlungen der Homosexuellen Selbsthilfe. Er war und ist mir als kluge und in Diskussionen auch durchaus auch streitbare Person in Erinnerung. Bei einigen Punkten, so vor allem bei seiner uneindeutigen Haltung zur Pädophilie, kam es auch zu erheblichen Kontroversen.

Klaus Müller, Vorstandsvorsitzender der Hannchen-Mehrzweck-Stiftung (hms)
Berlin/Göttingen im September 2023


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