Durch eine Zustiftung von Josef Schnitzbauer wurde dieser Themenfonds 2013 eingerichtet. Der Förderschwerpunkt dieses Fonds liegt in der Aufklärung über die Situation von LSBTIQ* in Ländern mit Verfolgungsdruck und Unterstützung von Menschen und Gruppen, die in diesen Ländern gegen Homo-, Trans*- und Inter*-Feindlichkeit kämpfen.
Obwohl sich die Gleichstellungssituation von LSBTIQ* in Europa und einigen anderen Weltregionen in den letzten Jahren verbessert hat, nimmt in vielen Ländern der Welt der Verfolgungsdruck immer mehr zu. Auch unter dem Einfluss religiöser Gruppen wird versucht, der Liberalisierung im Westen durch eine Verschärfung der Situation im globalen Süden entgegenzuwirken. Oftmals wird Druck auf die Gesetzgebung ausgeübt, um auch die rechtliche Situation von LSBTIQ* zu verschlechtern. Dies geht hin bis zur Einführung der Todesstrafe in einigen muslimisch geprägten Ländern.
Einige Streiflichter sollen das Ausmaß der Menschenrechtsverletzungen verdeutlichen: Steinigungen in Afghanistan, Hinrichtungen im Iran, gezielte Vergewaltigungen von Lesben, z.B. in Sierra Leone, langjährige Haftstrafen und Zerstörung der gesellschaftlichen Existenz in Zusammenhang mit der Verhaftung von 52 Männern auf einem Ausflugsboot in Kairo ( Kairo 52 ), staatliche Verfolgung und Duldung von Mord und Gewalttaten an Trans* Personen in Malaysia, die Ermordung des ugandischen LSBTIQ* Aktivisten David Kato.
In Deutschland werden Meldungen und Berichte hierüber in der breiten Öffentlichkeit bestenfalls zur Kenntnis genommen. Nur wenige fühlen sich aufgerufen, im Sinne internationaler Solidarität aktiv zu werden.
(* 15.02.1964 † 26.01.2011)
war einer der prominentesten Schwulenaktivisten Ugandas. Der Grundschullehrer lebte einige Jahre in Südafrika und brachte von dort Erfahrungen mit einer gewissen Liberalisierung nach Uganda mit. In der Folgezeit wurde er zu einem der sichtbarsten Aktivisten in Uganda. Nach der New York Times gilt er als Gründer der ugandischen Schwulenbewegung.
Aufgrund eines homophoben Gesetzesvorschlages zur Verschärfung der homosexuellen Diskriminierung bis hin zur Todesstrafe wurde das Klima in Uganda rauer und die Verfolgung von Homosexuellen, so auch von David Kato, nahm zu. Am 26. Januar 2011 wurde er in seinem eigenen Haus durch zwei Hammerschläge auf den Kopf schwer verletzt. Er starb auf dem Weg ins Krankenhaus.
Im Inland:
In Ländern mit starkem Verfolgungsdruck:
Diese Ziele werden verwirklicht insbesondere durch:
Am 31.12.2022 betrug das Vermögen des Fonds 258.000 Euro.
Zustiftungen zu diesem Themenfonds sind ab einer Höhe von 1.000 EUR möglich.
Seit der Gründung im Jahr 2013 wurden durch diesen Fonds folgende Projekte gefördert:
Solidaritätsdienst-international e.V. (SODI): Wir schaffen unser eigenes Bild: Fotografie-Projekt lesbischer Frauen in Namibia
In dem neunmonatigen Projekt wurde die namibische lesbisch-feministische Organisation Women's Leadership Centre (WLC) unterstützt. Das Projekt zielte auf die Stärkung junger lesbischer Frauen in Namibia. Durch zwei Workshops, Förderung von Austausch und Vernetzung sowie Organisation lokaler Treffen unter den Frauen sollte das Bewusstsein für die eigenen Menschenrechte und Identitätsbildung erreicht werden. Im Rahmen des Projektes wurde gemeinsam eine Fotografie-Wanderausstellung produziert und in Namibia präsentiert, um persönliche Erfahrungen und Ansichten der Frauen künstlerisch im öffentlichen Raum darzustellen. Direkte Zielgruppe waren 20 junge lesbische Frauen. (Projekt-Nr. 2013/9)
Istanbul LGBIT (über GLADT e.V.): Trans*Shelter
Das Projekt "Trans*Misafihanesi" von Istanbul LGBTT ist die erste Trans*Zufluchtswohnung in Istanbul und in der Region. Seit einigen Monaten bietet sie bis zu acht Menschen Unterkunft, die von Gewalt bedroht und betroffen sind. Überfälle auf Trans*Menschen gehören zur Tagesordnung und Flucht aus Gefahrensituationen führt oft zur Wohnungslosigkeit. Das Projekt finanziert sich zurzeit ausschließlich über Spenden und ist ständig von Schließung bedroht. Daher gab die hms einen Zuschuss zur äffentlichkeitsarbeit und zur Stabilisierung des Projekts. (Projekt-Nr. 2014/14)
„Hamiam„, help a minority in a minority e. V.: Aufklärungsseminar "Umgang mit Verfolgung und Selbstschutz"
In der ugandischen Bevölkerung sind starke homofeindliche Tendenzen wirksam, die in den vergangenen Jahren durch die Regierung aktiv geschürt wurden. Homo- und Trans*personen leben faktisch recht- und schutzlos, Aktivist_innen können nur aus dem Untergrund heraus agieren.HAMIAM (help a minority in a minority e.V., Köln) lud 30 Aktivist_innen verschiedener LGBTI-Organisationen aus Uganda und anderen afrikanischen Staaten nach Deutschland ein. Im Rahmen eines Seminars zum Thema „Umgang mit Verfolgung und Selbstschutz“ erfuhren die Teilnehmer_innen psychologische und seelsorgerliche Unterstützung, darüber hinaus wurde ein Anti-Angst- und Stresstraining angeboten und es wurden Kenntnisse zur Umsetzung von Präventionssemiaren vermittelt. (Projekt-Nr. 2015/18)
“TUK Paris - Talented Ugandian Kuchus Paris“
Die Künstler_innengruppe Talented Ugandian Kuchus setzte sich in Uganda mit ihrer Theaterarbeit für Homosexuellenrechte ein. Aufgrund von Verfolgung musste die Gruppe fliehen und lebt heute in Paris. Nun erarbeiten sie gemeinsam mit dem Regisseur Nicolas Guilleminot und dem Verein Compagnie La Servante das Theaterstück Njakungula (Ich werde mich erheben!). Grundlage des Stücks sind Video-Interviews mit den Mitgliedern von TUK Paris. Diese berichten über ihr Leben und ihr Engagement für die Rechte von lsbt Menschen in Uganda sowie ihre Verfolgung, Flucht und ihre Erfahrungen in Europa. Die Interviews werden über youtube veröffentlicht, um die Situation von LGBTIQ in Uganda und nach einer Flucht in Europa sichtbar zu machen. Das aus den Interviews entwickelte Theaterstück wird im Sommer 2017 in Frankreich, Belgien, ästerreich und Deutschland aufgeführt. (Projekt-Nr. 2016/33)
Internationale Konferenz und Kulturveranstaltung Queering Paradigms VIII. Fucking Solidarity: queering concepts on/from a Post-Soviet perspective
Die Konferenzreihe Queering Paradigms wurde 2009 in England gegründet und bringt seit dem jährlich international renommierte Queer Theoretiker_innen, Postcolonial und Gender Studies Forscher_innen, sowie den thematisch interessierten wissenschaftlichen Nachwuchs und queere Aktivist_innen zusammen. Das Thema der diesjährigen Konferenz ist Solidarität. Unter diesem aktuellen Fokus werden besonders Gender, Queer und Disability Forscher_innen und Aktivist_innen aus dem postsozialistischen, postsowjetischen und postkolonialen Raum zusammenkommen. Wichtigste Fragestellungen sind, wie wir in Zeiten, in denen vielen Teilen der Welt eine konservative Trendwende herrscht ,durch queer-feministische Solidarität Unterstützung bieten können und wie wir solche existierenden internationalen Solidarbewegungen beleuchten können. (Projekt-Nr. 2017/29)
Veranstaltung HOMO*OST
Vom 1.-3. August 2018 findet im Literarische Colluquium Berlin Fest der queeren Literaturen aus Mittel- und Osteuropa statt. 15 Autorinnen und Autoren aus dem geographischen Raum zwischen Ostsee und Kaukasus kommen in Berlin mit deutschsprachigen Kolleg*innen zusammen, um sich auszutauschen, Texte vorzustellen und gemeinsam mit dem Berliner Publikum drei Sommertage am Wannsee zu genießen. (Projekt-Nr. 2018/19)
Film "Die Regenbogen - Karawane" über Migration aus Zentralamerika
"Die Migration von Menschen aus Zentralamerika, meist in die USA, ist ein Massenphänomen, das durch verschiedene Migrantenkarawanen im Herbst 2018 eine hohe mediale Aufmerksamkeit erfahren hat. Die Menschen fliehen vor Armut, Gewalt und Perspektivlosigkeit in ihren Heimatländern. Der Film erklärt die Hintergründe und Folgen der Migrationsbewegung am Beispiel von Mitgliedern der LGBTI+-Community. Diese werden in Zentralamerika aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert, verfolgt und teilweise sogar ermordet. Der Film beleuchtet die Lebenssituation dieser Menschen. Im Film sollen Vorurteile gegenüber Mitgliedern der LGBTI+-Community hinterfragt werden, indem die Lebensgeschichten der Protagonist*innen mit ihren Nöten, Ängsten und Sorgen erzählt werden." Die Dokumentation wurde unter dem Titel Überque(er)en - Die zentralamerikanische LGBTI-Community auf der Flucht veröffentlicht und ist über Youtube abrufbar. (Projekt-Nr. 2019/11)
Kulturelles Gedächtnis für Syriens LGBTQ-Community
SyriaUntold ist eine Internetplattform, die Texte (untold stories) aus Syrien aus zivilgesellschaftlicher Perspektive versammelt. Die Themenkreise sind vielfältig (u. a. Secularism, Gender, Civil Activism, Journalism, Leben im Kriegsgebiet, Leben unter der ISIS-Herrschaft, Flucht).Mit der Förderung durch die hms soll LGBTQ-Personen aus Syrien bzw. aus der syrischen Diaspora eine Stimme gegeben werden, wobei es nicht zuletzt darum gehen wird, "die aktuelle Erzählung über Geschlecht und Sexualität im arabischen Raum" kritisch zu hinterfragen. Acht Artikel sollen in einem Zeitraum von acht Monaten erscheinen. Die Texte werden unter Creative Commens Licence veröffentlicht.Nachhaltige Wirksamkeit soll das Projekt durch den Aufbau bzw. die Stärkung bestehender Netzwerke über die Publikationsmöglichkeiten erlangen. (Projekt-Nr. 2020/05)
Unterstützung des polnischen LSBTI-Rechtshilfefonds ′Prawo nie wyklucza′
Die hms unterstützt eine Initiative der Hirschfeld-Eddy-Stiftung, die Spenden zur Unterstützung des polnischen Rechtshilfefonds „Prawo Nie Wyklucza“ (dt.: Das Gesetz schließt nicht aus) sammelt. Der Fonds unterstützt LSBTI in Polen, die gegen ihre Diskriminierung kämpfen wollen und dabei Rechtsbeistand benötigen, aber nicht die finanziellen Mittel haben. Die Hirschfeld-Eddy-Stiftung gewährleistet, dass die Fördersumme dem Projekt in voller Höhe zugute kommt. Mit dem Fonds werden Kosten für Prozessführung und anwaltlichen Beistand übernommen. Jede Person, die sich in einer schwierigen finanziellen Situation befindet, kann Rechtsbeistand aus dem Fonds beantragen. So unterstützen die Kolleg*innen den juristischen Kampf für gleiche Rechte in Polen. (Projekt-Nr. 2021/20)
LGTBTIQ*A Kongress in Prag
Die LGBTIQA*-Konferenz der Sinte:zze und Rom:nja in Prag ist die einzige Vernetzungs- und Austauschplattform ihrer Art, die mehrfachmarginalisierten Rom:nja und Sinte:zze aus queeren Communities einen Raum für Bildung, Empowerment und Vernetzung bietet. Die Teilnahme an der Konferenz bot den Teilnehmer:innen die Möglichkeit, internationale Netzwerke auszubauen, sowie an historischen und aktuellen Bildungseinheiten zu queerer Geschichte und Identität teilzunehmen. Die Konferenz findet in unregelmäßigen Abständen statt. Die QueerRoma-Initiative, die sich in save space e.V. organisiert hat, ist der einzige Verein in Deutschland, in dem sich queere Rom:nja und Sinte:zze institutionell organisiert haben. Die hms hat die Reisekosten von vier Personen zu der Konferenz gefördert. (2022-19)
Trans Dialogue
'Trans Dialogue' bringt trans Organisationen aus dem Globalen Süden und Deutschland in einem Austausch über trans politische Perspektiven zusammen. In einer öffentlichen Veranstaltung werden die Kämpfe von trans Communities um bessere Arbeitsbedingungen, Zugang zu Bildung, Wohnraum und Gesundheit sichtbar gemacht und diskutiert. Anschließend findet ein geschlossener Fachaustausch statt, in dem die Organisationen Möglichkeiten der Zusammenarbeit erkunden können. (2022-21)
Spenden
Ukraine
Der russische Angriffskrieg hat von Beginn an auch queere Initiativen und Infrastruktur betroffen, inter* und trans* Personen waren von der medizinischen Versorgung abgeschnitten, trans* Frauen konnten ohne angeglichene Papiere das Land nicht verlassen. Zur Unterstützung der queeren Menschrechtsorganisationen in der Ukraine hat sich angesichts dieser dramatischen Entwicklung im März 2022 ein breites Bündnis von Organisationen zusammengeschlossen und neben einer Petition auch eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Die hms zählt zu den Unterzeichner*innen und hat die Spendenaktion mit 5.000 Euro unterstützt.
Let's Walk Uganda
Hunderte von Ugandas jungen LGBTQ+ haben heute kein Zuhause mehr. Als Folge von Stigmatisierung, Gewalt, Diskriminierung sowie homophober Familien sind sie gezwungen, ihre traditionellen Gemeinschaften/Familien zu verlassen, und viele werden vertrieben. Häufig sind sie gezwungen, in unsicheren und unbewohnbaren Bedingungen zu leben.
Mit einer Spende in Höhe von 4.000 € an die Selbsthilfeorganisation „Let's Walk Uganda“ hat die hms die Erweiterung der Unterkunftsplätze ermöglicht. Damit wird sichergestellt, dass obdachlose jungen LGBTQ+-Personen, die sich an das Projekt wenden, eine sichere Unterkunft, angemessene medizinische Versorgung, Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten sowie eine liebevolle Gemeinschaft erhalten, in der sie ohne Angst leben können.